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Auf Einladung der Ortsgruppe Frohnau von Bündnis 90/Die Grünen Reinickendorf präsentierte Prof. Dr. Claudia Kemfert, Wirtschaftswissenschaftlerin und Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, am Montag, 29.6.2020 in einer Videokonferenz ihre Thesen für den Wandel hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft.
In ihrem Vortrag mit dem Titel „Wirtschaft verändern – Klima retten! Wie kann die Corona-Krise uns in eine klimaneutrale Wirtschaft führen?“ machte Prof. Kemfert deutlich, dass wir bei der Energiewende keine Zeit mehr verlieren dürften, nachdem in den letzten 15 Jahren vieles versäumt worden sei.
Jetzt in der Corona-Krise komme hinzu, dass Systemrelevanz und Resilienz durch eine dezentrale Energiewende an Bedeutung gewinnen. Konkret bedeute dies, den Ausbau erneuerbarer Energieträgernetze und von Elektroladeinfrastrukturen voranzutreiben, gleichzeitig müsse die Elektromobilitätstechnologie forciert werden.
Als Wege aus den aktuellen Krisen schlug Prof. Kemfert vor:
„Grüne“ Konjunkturprogramme helfen der Wirtschaft, sich zukunftsfähig aufzustellen.
Durch Einsparung von Energie und Verbesserung der Effizienz kommen wir besser aus der Energiekrise als durch den Import und die Verbrennung fossiler Energieträger.
Wir brauchen verbindliche internationale Abkommen zur Reduktion der Treibhausgase sowie eine Koordination der Anpassungsmaßnahmen, um aus der Klimakrise herauszukommen.
Die von mehr als 60 Personen besuchte Online- Veranstaltung wurde von der Kreisvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen Reinickendorf, Klara Schedlich, moderiert. Während der Diskussion nach dem Vortrag nahm sich Prof. Kemfert ausführlich Zeit, um auf die zahlreichen und sachkundigen Fragen zu antworten.
Dabei räumte sie gleich mit zwei modernen Mythen auf: Wer behaupte, dass die Energiewende zu teuer sei, täusche absichtlich, um seine Agenda durchzusetzen. Nach marktwirtschaftlichen Gesetzen wären die erneuerbaren Energien schon längst viel billiger, wenn die Lobby der traditionellen Energiewirtschaft, das „fossile Imperium“, im Tandem mit der Regierungskoalition dies nicht verhindern würde.
Bei dem orchestrierten Vorstoß, Wasserstoff als zukünftigen Energieträger einzusetzen, habe die Gaswirtschaft ihre Hände im Spiel, die bei der Produktion von sog. „blauem“ Wasserstoff profitieren würde.
Es wäre besser, den ökologisch produzierten Strom direkt einzusetzen, um einen viel höheren Wirkungsgrad zu erzielen. Im Bereich der Mobilität müsse es darum gehen, Verkehr zu vermeiden und zu verlagern. Ohne ein attraktives ÖPNV-Angebot ginge dies nicht. Beim Rückbau der autogerechten Stadt käme es insbesondere auch darauf an, Kfz-Parkflächen den Menschen zurückzugeben.
Auch die Sorge vor dem Verlust von Arbeitsplätzen wurde von Teilnehmenden der Diskussion zum Ausdruck gebracht. Prof. Kemferts Position dazu ist eindeutig: Durch den Auf- und Ausbau der neuen Technologien entstünden mehr neue Arbeitsplätze als alte wegfielen – Klimaschutz und Energiewende sind der neue Motor der Wirtschaft.
Entscheidend für den Erfolg des Umbaus der Wirtschaft seien flankierende Maßnahmen durch die Politik, beispielsweise ein höherer CO2-Preis, ein verbessertes ÖPNV-Angebot, eine Klimaprämie pro Kopf und andere mehr.
Zu guter Letzt erinnerte Prof. Kemfert daran, dass das Wachstums-Dogma sofort geändert werden müsse und die 17 Nachhaltigkeitsindikatoren der UN einzuhalten seien. Dazu schlug sie vor, die abendlichen Börsennachrichten abzulösen durch Meldungen über die Entwicklung der Nachhaltigkeitsindikatoren.
Wer mehr zum Thema erfahren möchte, dem sei Claudia Kemferts neuestes Buch als Sommerlektüre empfohlen: „Mondays for Future“. Darin beschreibt sie, wie wir am Freitag demonstrieren, am Wochenende diskutieren und am Montag anfangen, uns für die Erreichung klimaneutraler Ziele einzusetzen.
Unter folgendem Link ist die Aufzeichnung der Veranstaltung abrufbar: https://youtu.be/Cf71X9YkzMs
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