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Die Bündnisgrünen in Reinickendorf nutzten die letzte BVV-Sitzung vor der Sommerpause am Mittwoch, 10.6.20, um ihrer Forderung nach Einrichtung von temporären Radwegen in Reinickendorf Nachdruck zu verleihen. Der Kreisverband der Bündnisgrünen in Reinickendorf hatte zu der Demonstration vor dem Rathaus Reinickendorf aufgerufen, nachdem ein gemeinsamer Antrag der grünen Bezirksfraktion und der Fraktion Die Linke für geschützte Radwege am Widerstand von CDU, AfD, SPD und FDP gescheitert war.
„Jetzt sollte der Bezirk zeigen, dass er sich an das Berliner Mobilitätsgesetz halten will, das ein gleichwertiges Mobilitätsangebot in allen Bezirken, also auch in den Außenbezirken vorsieht“, erläuterte der Kreisvorsitzende, Mathias Adelhoefer, den Grund für die kurzfristig angesetzte Demonstration.
Unterstützt wurde die gemeinsame Aktion des Kreisverbands und der bündnisgrünen Bezirksfraktion von engagierten Radfahrer*innen, die ebenfalls nicht verstehen können, dass die zuständige Stadträtin auf den „Erfolg“ verweist, in den vergangenen vier Jahren insges. 12 km Radwege neu angelegt zu haben. Bei einem Anteil der Radwege von ca. 2,5 % am Reinickendorfer Straßennetz kann von einer „Gleichwertigkeit“ nicht die Rede sein. Bezogen auf die Gesamtlänge der Straßen in Reinickendorf von 472 km stehen dem Radverkehr also gerade mal 11,8 km Radwege neu zur Verfügung!
Aber der Bezirk ist nicht nur in der Pflicht, das Mobilitätsgesetz umzusetzen. Auch die vom Berliner Senat verabschiedeten Regelpläne zur Einrichtung von temporären Radstreifen müssten auf der To-Do-Liste des Bezirksamtes stehen. Nur ist davon nichts zu bemerken. Im Gegenteil: In einem Gespräch am Rande der Veranstaltung betonte die zuständige Stadträtin, dass ein Wandel in Reinickendorf hin zu einer Förderung des Fahrradverkehrs nicht nötig sei und Pop-Up-Lanes schon gar nicht in Frage kämen – man sei hier schließlich nicht in Kreuzberg!
Der Verdruss mit der unzulänglichen Fahrradpolitik des Bezirks wurde noch deutlicher bei einer Veranstaltung von Changing Cities am Sonntag, 14.6.20. Die Fahrrad-Demonstration führte von Tegel über normalerweise stark befahrene und von Radfahrer*innen gemiedene Straßen – den Waidmannsluster und den Zabel-Krüger-Damm – bis nach Lübars und von dort noch weiter bis ins Dorf Rosenthal im Bezirk Pankow.
An der Fahrrad-Demonstration nahmen mehr als 100 Radfahrer*innen aller Altersgruppen teil. Unisono war zu hören, dass sie liebend gerne mehr Wege mit dem Rad zurücklegen würden, wenn nicht die Angst vor Unfällen sie dazu veranlassen würde, manchmal eben doch das Auto zu nehmen, um sich sicher zu fühlen.
Kreisvorsitzende Klara Schedlich bemerkt dazu: „Das ist doch verrückt. Die meisten Menschen versuchen, sowohl mehr Bewegung in ihren Alltag einzubauen als auch etwas für den Klimaschutz zu tun, um nachfolgenden Generationen einen bewohnbaren Planeten zu hinterlassen. Und trotzdem sind sie von einer fast nur dem Auto zugewandten Verkehrspolitik gezwungen, gegen ihre Prinzipien das Auto zu wählen.“
Übrigens belegen dies die Statistiken zur Autonutzung – 40 % der Strecken unter 3 km werden mit dem Auto zurückgelegt.
Einig waren sich die Sprecher*innen bei den Zwischenkundgebungen entlang der Demonstrationsstrecke, dass es ihr Ziel sei, Reinickendorf in den fahrradfreundlichsten Bezirk umzubauen. Klar ist, dass dies noch ein langer Weg wird, aber der Druck auf die Bezirkspolitik wird in den Monaten vor den Wahlen 2021 eher steigen und wir sind gespannt, ob sich nicht doch endlich etwas bewegt oder ob es bei einer Schaufensterpolitik bleiben wird.
Wir werden jedenfalls nicht nachlassen in unserem Bemühen, mit den Willigen im Bezirk gemeinsam für eine Verkehrswende zu arbeiten – zum Wohle aller im Bezirk, die einfach nur mit dem Fahrrad sicher ans Ziel gelangen wollen.
Bitte richten Sie Nachfragen an: Harriet Lommer, kreisverband@ gruene-reinickendorf.de
Bilder: Milena von Pressentin (1) und Hinrich Westerkamp (2)
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